In diesem Beitrag erfährst du, wie sich der Gedankenstrich beim Zusammentreffen mit anderen Satzzeichen verhält. Worauf solltest du achten, wenn du den Gedankenstrich in Kombination mit anderen Satzzeichen verwendest?
Beim einfachen Gedankenstrich ist die Sache einfach: Er kommt, die anderen gehen. Denn der einfache Gedankenstrich steht meist anstelle eines Satzzeichens. Er kündigt etwas an – anstelle eines Doppelpunkts. Er markiert eine Sprechpause – anstelle eines Kommas. Und schließlich kennzeichnet er eine Auslassung – anstelle von Auslassungspunkten. Der einfache Gedankenstrich ersetzt das Satzzeichen. (Die einzelnen Funktionen des Gedankenstrichs erklärt dir der Sprachtipp 2/2016.)
Wie sieht die Sache aus, wenn der doppelte Gedankenstrich in Kombination mit anderen Satzzeichen zur Anwendung kommt? Der doppelte oder paarige Gedankenstrich ist durchaus umgänglich: Er lässt auch andere Satzzeichen neben sich bestehen. Der doppelte Gedankenstrich markiert einen Einschub, einen Zusatz oder einen Nachtrag. Mit ihm wird sozusagen ein Gedanke in einen Satz eingeschoben. Dazu ein Beispiel:
Wir haben einen Satz A: »Im Sommer scheint die Sonne.«
Wir haben einen Gedanken B, den wir einschieben wollen: »Das lernt man schon als Kind in der Schule.«
Eingeschoben (A – B – A): »Im Sommer scheint – das lernt man schon als Kind in der Schule – die Sonne.«
Satz A wird als Begleitsatz bezeichnet, Gedanke B als Einschub.
Satzzeichen beim Einschub B
Betrachtet man nur den Einschub B, dann ersetzt bei Komma oder Punkt der doppelte Gedankenstrich das Satzzeichen: Der Schlusspunkt von B entfällt. Genauso verhält es sich mit einem Komma. Ausrufe- oder Fragezeichen dagegen bleiben erhalten:
»Er konnte – leider! – nicht vorbeikommen.«
Satzzeichen beim Begleitsatz A
Betrachtet man den Begleitsatz A, dann zeigt sich der Gedankenstrich von seiner kuscheligen Seite. Es gilt die Regel: Die Satzzeichen bleiben erhalten. Sie müssen so stehen, als wäre kein Einschub vorhanden.
Das heißt: Enthält der Begleitsatz A ein Komma oder einen Doppelpunkt, so bleiben diese stehen – auch wenn ein Gedanke mittels Gedankenstrich eingeschoben wird.
Doppelter Gedankenstrich plus Komma
Um es klarer zu machen, möchte ich das Ganze vorab formal betrachten. Dann sieht das so aus:
(1) Wir haben einen Begleitsatz mit Komma: A, A.
Und einen Begleitsatz mit Komma und Einschub:
– (2) Der Einschub bezieht sich auf den ersten Teil des Begleitsatzes: A – B –, A.
– (3) Der Einschub bezieht sich auf den zweiten Teil des Begleitsatzes: A, – B – A.
Nun das Ganze anhand unseres Beispiels von oben plus Nebensatz:
(1) Begleitsatz A: »Er konnte nicht vorbeikommen, da es regnete.« (A, A.)
– (2) Mit Einschub, der zum ersten Teil des Begleitsatzes gehört:
»Er konnte nicht vorbeikommen – obwohl er es fest versprochen hatte –, da es regnete.« (A – B –, A.)
– (3) Mit Einschub, der zum zweiten Teil des Begleitsatzes gehört:
»Er konnte nicht vorbeikommen, – und das klang fast wie eine Ausrede – da es regnete.« (A, – B – A.)
Um zu klären, ob das Komma wirklich notwendig ist, kann der Einschub weggelassen werden. Dann ergibt sich für (2): »Er konnte nicht vorbeikommen – obwohl er es fest versprochen hatte –, da es regnete.« Korrekt.
Und für (3): »Er konnte nicht vorbeikommen, – und das klang fast wie eine Ausrede – da es regnete.« Korrekt.
Doppelter Gedankenstrich plus Doppelpunkt
Dasselbe gilt für den Doppelpunkt. Trifft dieser auf einen paarigen Gedankenstrich, bleibt er erhalten:
Begleitsatz: »Wütend zischte er: ›Was willst du hier?‹ « (A: A)
Mit Einschub: »Wütend zischte er – mit einem grausamen Funkeln in den Augen –: ›Was willst du hier?‹ « (A – B –: A.)
Aus meiner Arbeit als Werbelektorin weiß ich: Viele halten den Gedankenstrich für sozial nicht kompatibel. Aber sein Ruf ist schlechter als die Realität. Denn wie du eben gesehen hast: Der Gedankenstrich kann durchaus andere Satzzeichen neben sich dulden.
Der Gedankenstrich ist übrigens länger, als die meisten meinen. Für alle, die es ganz genau wissen wollen: In seiner korrekten Länge ist der Gedankenstrich ein Halbgeviertstrich, also ein waagerechter Strich von der Länge eines Halbgevierts.
Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, teile ihn gern oder hinterlass mir einen Kommentar!
Im nächsten „Sprachtipp aus dem Werbelektorat“ erfährst du, wie du Auslassungspunkte richtig setzt. Mit oder ohne Leerzeichen?
Zuletzt aktualisiert: 19. September 2023
Gleich weiterlesen im Blog:
Der Gedankenstrich (I) – die korrekte Länge
Bücher fürs Texten: meine Buchtipps für alle, die beruflich schreiben
Die besten Nachschlagewerke fürs Homeoffice: meine 5 liebsten Texthelfer
Wer schreibt hier? Hi, ich bin Kerstin Schuster und lebe als Texterin (Copywriter), Bloggerin und freie Lektorin im sonnigen Lörrach. Ich schreibe und lektoriere für Banken, Bausparkassen, Finanzdienstleister, Versicherungen, Steuerberater und Immobilienmakler – am liebsten zu nachhaltigen Themen. Kontaktier mich gern unter 07621 1605700 oder per Mail an info(at)kerstinschuster.de. Und folge mir bei Instagram, LinkedIn oder Pinterest.
Simonella meint
Hallo,
da hat sich ein Verdreher eingeschlichen?
Beim Absatz „Doppelter Gedankenstrich plus Komma“ im Beispiel:
– (2) Der Einschub bezieht sich auf den ersten Teil des Begleitsatzes: A – B, – A.
Muss da das Komma nicht nach dem Gedankenstricht stehen? Also: A – B –, A
🙂
VG
Simonella
Kerstin Schuster meint
Hallo liebe Simonelle,
vielen Dank für deinen Hinweis! Klar, du siehst das ganz richtig. Ich ändere das schnell 😉
Liebe Grüße Kerstin