
Die Arbeit eines Werbelektorats ist ebenso bunt und vielfältig wie die Texte, die es bearbeitet. Werbetexte reichen von der Anzeige, über Produkt- und Imagebroschüren, Anschreiben und Antwortfaxe, Bestellanträge und Bankaufträge, Banner und Websiten, Visitenkarten und Briefpapier bis hin zu Plakaten und Katalogen. Beauftragt werden Werbelektorate von Werbe- und PR-Agenturen, von Grafik- und Satzbüros, Textern und Unternehmen. Aber was genau leistet ein Werbelektorat?
Wozu brauchen Werbetexte ein Lektorat?
Werbetexte werden von Textern erdacht. Und Texter haben tagein tagaus mit Sprache und Texten zu tun. Da sollten sie doch wissen, wie man was schreibt. An welcher Stelle das Komma sitzt und ob bestimmte Wortkombinationen möglich sind – oder eben nicht. Aber ganz so einfach ist das nicht. Die deutsche Sprache ist eine Wissenschaft für sich. Sie hat mehr Regeln als die Côte d’Azur Sandkörner. Allein der »Duden – Die Grammatik« hat vom »Wort« bis zum »Satz« knapp 1.500 Einträge. Von den regelmäßigen Anpassungen der Rechtschreibung und den Regeln zu Interpunktion und Typografie möchte ich gar nicht erst anfangen …
Aber sehen wir einmal von den Feinheiten der deutschen Sprache und Rechtschreibung ab: Warum nutzen Texter und Agenturen Werbelektorate? Weil es dem Texter so ergeht wie jedem anderen, der Texte schreibt: Er ist vertraut mit dem eigenen Text, mit den Formulierungen, die er üblicherweise verwendet. Und liest somit über Buchstabendreher hinweg und ergänzt fehlende Wortbestandteile oder ganze Wörter beim Lesen automatisch. Ohne zu merken, dass auf Papier oder Bildschirm etwas ganz anderes steht.
Denn bei den eigenen Texten konzentrieren wir uns automatisch mehr auf Inhalte und sprachliche Form. Für den Autor eines Textes schwingt beim Lesen immer eine ganze Reihe von Fragen mit: Habe ich den Sachverhalt richtig dargestellt, passt die Wortwahl zu Vorkenntnissen und Sprachgebrauch der Zielgruppe? Ist die Bildsprache stimmig? Bei den eigenen Texten fällt es extrem schwer, sich den Blick von außen zu bewahren, auf der Wort-, ja Buchstabenebene zu bleiben und jedes Komma zu beachten. Das geht auch mir so.
Was kann ein Werbelektorat leisten?
Ein Werbelektor hat genau diesen Blick von außen. Die kritische Perspektive, die ein Leser beim erstmaligen Lesen eines Textes einnimmt. Diese macht es möglich, die Fehler zu finden, die man in seinen eigenen Texten nicht finden kann. Aber ein gutes Werbelektorat kann noch viel mehr: Es kann, zumindest in Teilen, den Blick der Zielgruppe auf den Text vorwegnehmen. Passen Stil, Wortwahl und sprachliche Bilder? Es achtet auf korrekte Typografie, merkt Fehler im Layout an. Es achtet auf einheitliche Schreibweisen und erstellt nebenbei Wording-Listen. Und – wenn es auch noch thematisch versiert ist – merkt an, wenn Inhalte nicht korrekt dargestellt sind. Kurz: Ein Werbelektorat ist ein sehr kritischer Erstleser. Und das, bevor die eigentliche Zielgruppe den Text zu Gesicht bekommt!
Welche Erfahrungen haben Sie zum Thema Werbelektorat gemacht? Was muss ein gutes Werbelektorat Ihrer Meinung nach leisten? Schreiben Sie mir!
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Die Autorin, Kerstin Schuster, ist Freie Lektorin ADB und Texterin mit Schwerpunkt Wirtschaft und Finanzen.
Kontakt: Tel. 07621 1605700, info(at)kerstinschuster.de, www.kerstinschuster.de
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