[19. Januar 2012] Ab 2014 soll der Markt für Riester-Produkte übersichtlicher werden. Dafür sollen einheitliche Produktinformationsblätter (PIBs) für zertifizierte Altersvorsorgeverträge (Riester-Rente) und für zertifizierte Basisrentenverträge sorgen. Das Hamburger Institut für Finanzdienstleistungen (iff) hat vor wenigen Tagen ein Muster für dieses standardisierte, produktübergreifende PIB vorgestellt. Mit diesem sind neben Rentenversicherungen auch Investmentfonds, Banksparpläne sowie Wohn-Riester-Produkte darstellbar.
Das im Auftrag des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) entwickelte PIB hat ein erklärtes Ziel: mehr Transparenz. Auf nur zwei Seiten werden die wichtigsten Informationen zum Vorsorgeprodukt dargestellt. Die Beschränkung auf das Wesentliche sowie eine einfache Sprache und eine klare Struktur sollen das Produktinformationsblatt zu einer wichtigen Orientierungshilfe für den Verbraucher machen. Der standardisierte Aufbau sorgt dafür, dass die Produkte vergleichbar werden.
PIBs als Entscheidungshilfe für Verbraucher
Somit sind die PIBs als Informationsquelle und Entscheidungshilfe für den Verbraucher gedacht, der den Abschluss eines Finanzdienstleistungsvertrages plant. Gleichzeitig hatte man bei der Ausgestaltung aber auch den Finanzberater im Blick. So nennt die im Vorfeld durchgeführte Studie neben dem Selbststudium durch den Verbraucher als zweites Anwendungsgebiet den Einsatz im Beratungsgespräch durch einen Finanzdienstleister. »Denn trotz des sichtbaren Vertrauensverlusts der Finanzdienstleister lassen sich ca. zwei Drittel der Deutschen bei Anlageentscheidungen von Finanzdienstleistern beraten.«, heißt es in der Studie weiter.
Das neue PIB startet mit einer Übersicht der wichtigsten Kennwerte: Effektivkosten, Risikoklasse und mittlere Rendite-Erwartung. Effektivkosten? Diese neue Kenngröße (Reduction in Yield) beinhaltet alle Kosten der Ansparphase, die die Rendite verringern, und macht somit die Kosten der Ansparphase vergleichbar. Weitere zentrale Bestandteile des PIB sind eine Produktbeschreibung, Risikoklasse, Rendite-Erwartung, Basisdaten, erwartetes Kapital und Rente, eine Modellrechnung, Angaben zur Absicherung bei Anbieterinsolvenz sowie zu staatlichen Zulagen und Steuern, Erläuterungen zu den Effektivkosten und zum Verlust bei Anbieterwechsel oder Kündigung. Die Ausführungen sind reduziert und knapp gehalten, für weitere Informationen wird auf eine staatliche Kontaktstelle im Internet verwiesen.
Die sprachliche Seite der PIBs
Als Lektorin und Verfechterin der Textverständlichkeit hat mich natürlich auch die sprachliche Seite des neuen PIB interessiert. Zumal in der Zusammenfassung die sprachliche Umsetzung als ein Schwerpunkt der Studie aufgeführt wird. Als Experte für die Verständlichkeit wurden übrigens Claudia Grunert und Ilonka Rohn von tedieva ins Boot geholt. Die Zielgruppe der PIBs sind Verbraucher mit meist geringen Vorkenntnissen im Bereich der Finanzdienstleistung. Daher werden kaum Fachbegriffe vorausgesetzt und die Darstellung erfolgt „mit möglichst einfachen, gebräuchlichen Worten.“ Für eine einfache und eindeutige Sprache sorgen die üblichen Verdächtigen: kurze, einfache Sätze, Satzreihungen statt Schachtelsätzen, Aktiv statt Passiv, Verzicht auf Nominalstil, einfache, eindeutige und einheitlich eingesetzte Begriffe, persönliche Ansprache des Kunden und die Vermeidung von unnötigen Wiederholungen – so ist es in der Zusammenfassung der Studie nachzulesen. Das wurde auch im PIB umgesetzt.
Mir persönlich geht die sprachliche Vereinfachung stellenweise zu weit. So etwa: »Wieviel [sic!] Kapital Sie ansparen und somit Rente erhalten, ist abhängig von der Marktentwicklung. Für vier Szenarien sind mittlere Renditen, angespartes Kapital und Rente berechnet.« Es folgt eine Tabelle. Hier würde ich mir als leserfreundlichere Variante zum Beispiel wünschen: „Wie viel Kapital Sie ansparen und wie viel Rente Sie somit erhalten, ist von der Marktentwicklung abhängig. Im Folgenden sind für vier Szenarien jeweils mittlere Renditen, angespartes Kapital und Rente berechnet.“ Die absolute Knappheit der Erläuterungen ist aber wahrscheinlich eher der vorgegebenen Beschränkung auf zwei Seiten denn der sprachlichen Vereinfachung geschuldet. Das muss ich fairnesshalber zugeben.
Mein Fazit: Ein guter Ansatz. Hätte es diese PIBs schon gegeben, als ich meine Riester-Rente abgeschlossen habe, hätte das meine Wahl wahrscheinlich deutlich erleichtert …
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Letztendlich lohnt sich ein Vergleich immer wieder, denn teilweise gegen die Kondtiionen doch sehr weit auseinander. Und nur durch einen Vergleich kann man Vor- und Nachteile gegenüberstellen.